Geschichte
Anfänge der evangelischen Gemeinde in Wollmatingen
Noch vor der Grundsteinlegung der Christuskirche
Bis es zum Bau der Christuskirche kam, hatte die Kirchengemeinde Wollmatingen schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Die ersten nachweislichen Gottesdienste in Wollmatingen gehen auf das Jahr 1904 zurück. 1910 erhielt Wollmatingen dann seine erste selbständige Pastoration in der Person des damaligen Pfarrers Fünfgeld. Nach dessen militärischen Einberufung während des 1.Weltkrieges war Wollmatingen eine verwaiste Gemeinde und wurde von Radolfzell aus versorgt. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Heil und Pflegeanstalt Reichenau (heute Zentrum für Psychiatrie ZPR) Eine nach Kriegsende durchgeführte Gemeindeversammlung, führte zum Entschluss der Eingliederung der Kirchengemeinde Wollmatingen zur Kirchengemeinde Konstanz. Die Gemeinde hatte eine zu lange Vakanzzeit hinter sich und war zahlenmäßig sehr zurückgegangen. Das war wohl auch der Grund, dass diese Entscheidung gefällt werden konnte. Aber trotz aller Sorgen: ganz eingeschlafen war die Gemeinde nicht. Durch wiederholte Beschwerden und Eingaben beim Oberkirchenrat konnten die Wollmatinger Evangelischen einem Aufschwung entgegensehen. Der Direktor der damaligen Seidenstoffweberei (in der heutigen Karlsruher Straße), Emil Gujer, war diese treibende Kraft. Und seine Bemühungen hatten Erfolg: 1931 kam der damalige Vikar Senges nach Konstanz. Zwar war er als Vikar der Paulusgemeinde zugewiesen, hatte aber den speziellen Auftrag sich der Wollmatinger Gemeinde anzunehmen. Dieser Auftrag gestaltete sich schwierig. Der Gemeinde stand nämlich weder ein Gemeindehaus, noch eine Kirche zur Verfügung. Die Gottesdienste wurden in einem Saal des Wollmatinger Rathauses gefeiert oder aber in der Grundschule. Dies war natürlich ein Provisorium, das nur bescheidensten Ansprüchen genügte. Eine eigene Kirche war also für den Gemeindeaufbau dringend notwendig. Das allerdings setzte voraus, daß Wollmatingen wieder eine selbständige Kirchengemeinde werden mußte. Es mag uns nicht schwer fallen, die großen Bemühungen des damaligen Ältestenkreises zu ermessen, die nötig waren, um diese Sache voranzutreiben. Hermann Senges und Emil Gujer (er war der damalige Vorsitzende des Ältestenkreises) leisteten bemerkenswertes: Schon am 1. April 1933 trat die Selbständigkeitserklärung für die Kirchengemeinde Wollmatingen in Kraft. Nun stand einem Baubeginn für die eigene Kirche nichts mehr im Weg. Am 23. Juli 1933 fand im bescheidenen Gemeinderahmen der erste Spatenstich statt. Vikar Senges hielt unter freiem Himmel, unterstützt vom bestehenden Kirchenchor, einen Gottesdienst. Als Zeichen des beginnenden Gemeindelebens wurde sogar innerhalb dieses "Feldgottesdienstes" eine Taufe gefeiert! Im Anschluss daran konnten die Ältesten und die Kirchengemeinderäte die ersten Spatenstiche tun. Bereits eine Woche (!) später, fand die feierliche Grundsteinlegung statt.
Die Christuskirche wurde von den Architekten Karl Kunzmann und Berthold Sack entworfen und verwirklicht. Die innere Ausgestaltung der Kirche nahm der Freiburger Holzschnitzer Josef Furtwängler vor. Für 7.000 RM erstellte er die Kanzel, den Altar, den Taufstein und die Gedenktafel. Das Kruzifix ist in der ursprünglichen Form leider nicht mehr vorhanden. Das jetzige 3. Kruzifix ist eine Arbeit aus Tirol. Die Kirchenfenster wurden von dem Karlsruher Glasmaler Grosskopf hergestellt. Die Fenster im Chorraum, wie wir sie heute kennen, wurde allerdings erst lange nach dem Krieg von dem Künstler Harry McLean aus Heidelberg gefertigt. Die Paramente zur Einweihung stammen von der Durlacher Firma Friedrich Blum. Die Gesamtkosten des Kirchenbaus beliefen sich damals auf 60.000 RM. In der Kirchengemeinderatssitzung am 9. September 1934 beschlossen die Ältesten, die neugebaute Kirche »Christuskirche« zu nennen, „weil dieser Name das Wesen und die Aufgabe der Kirche gerade heute am treffendsten bezeichnet”.